Nicht so nett war dann der Empfang in Buffalo: Tonnen von Hausaufgaben und eine Mail vom Professor mit dem Inhalt: Streng Dich mehr an, sonst wird das nix! Nicht wörtlich, aber so in der Art. Na ja, und da ich so wie so schon Stunden mit den Hausaufgaben zubringe und im letzten Quiz an Oberstufenmathematik gescheitert bin war ich die letzten zwei Tage eher mäßig zufrieden. Mittlerweile bin ich aber wieder guter Dinge, so dass ich heute Abend der Einladung zu einem gesponserten, sehr leckeren Dinner der besonderen Art gefolgt bin: Essen mit einem echten Professor, Testpilot und Colonel der USAF. Das hatte schon was, mit einem echten Urgestein aus den Anfängen der Jet-Kampfflugzeugen zu speisen und seinen Anekdoten zu lauschen, ein bissen wie im Film. Ganz prima in einen Kalter-krieg-film hätten meiner Meinung nach auch seine Einstellung zur Rüstungspolitik gepasst. Nichts desto trotz eine wirklich interessante Persönlichkeit. Und was hat ein Zivilist wie ich denn schon eine Ahnung von Verteidigung.
Dienstag, 29. September 2009
Yes Sir!
Mal wieder ein paar kurze Zeilen von Mir: Das letzte Wochenende war ich mit meinem Amerikanisch/Polnischen Mentor beim Haus seiner Eltern in Binghampton, um das zu tun, was man an einem schönen Wochenende halt so tut: Biertrinken, Fischen, Grillen, Veranda abreisen (siehe Bilder). Hat sehr viel Spaß gemacht, das Wetter hat leider nicht ganz mitgespielt: Als ich beim Angeln endlich in der Lage war, die Rute verletzungsfrei auszuwerfen fing es an zu schütten. Nun, war trotzdem nett.
Sonntag, 20. September 2009
Donnerstag, 10. September 2009
Musik und mehr in Buffalo
Heute war ich zum zweiten mal beim Hochschulchor, und diesmal sogar pünktlich! Und ich wegen meiner Gesanglichen Exzellenz wurde ich auch prompt auf die Bühne zum Dirigenten bestellt... Nun, fast: Eines der Stücke das wir singen ist die Kantate 171 von Bach, im Originaltext. Also durfte ich den Vorleser geben, das hat Spaß gemacht. Dieser Chor ist prinzipiell recht unterschiedlich zum Hochschulchor Aachen. Wer hier mitsingt bekommt 2 Credits und eine Note. Da man ein ’A’ bekommt, wenn man weniger als 1,5 mal fehlt könnt ihr euch vorstellen, wie beliebt der Kurs ist. Nichts desto trotz macht es echt Spaß, die Leute sind sehr nett und der Dirigent ist ein ziemlich cooler Typ!
Vorgestern war ich mit einem deutschen Ph.D. Studenten in einem lokalen Jazzclub, das war ziemlich cool! Wir kamen zur zweiten Hälfte gegen 22:00, bestellten uns was zu essen und nahmen zwischen den alteingesessenen Buffaloern platz. Wobei die Betonung hier definitiv auf ’alt’ liegen sollte, was sicher auch die besondere Atmosphäre des Abends ausmachte – und einen witzigen Kontrast zum vielleicht gerade volljährigen Kontrabassisten darstellte. Der wirklich großartige Saxophonist hingegen war wiederum ein älteres Semester und machte neben klasse Musik auch lustig Ansagen. Irgendwann fragte er einen Zuhörer der Aussah wie ein Buchhalter nach seinem „weapon“ und dass er es doch bitte hohlen möge. Das tat er auch und spielte zwei Stücke später eine ziemlich geile Posaunenstimme – begleitet unter anderem von einem Schlagzeuger aus dem Publikum. Die meisten Zuhörer scheine hier selbst Musiker zu sein, was mir Matthias bestätigte, der schon ein paar Jahren in Buffalo war und jetzt wieder hier ist. Als er mich dann gegen Mitternacht nach hause brachte spielte die Bigband im Autoradio eine Swingversion von „Killing me softly“ und auf dem letzten Stück mit dem Fahrrad zu meinem Appartement stiegen Nebelschwaden aus der benachbarten Wildwiese – wunderbar.
Ein weiteres Highlight des heutigen Tages war der Empfang mit anderen ausländischen Austauschstudenten, warmen Worten und kaltem Buffet. Getoppt allerdings von der Ankunft meines neuen Barttrimmers, ab morgen werde ich nicht mehr aussehen wie ein Jeti - zumindest im Gesicht.
Den Bericht über die erste Woche werde ich bei Zeiten nachliefern, jetzt muss ich mich erstmal um die Hausaufgaben kümmern, denn die gibt es hier wie fast alles im Überfluss.
Samstag, 5. September 2009
Wohnungssuche in Buffalo
Wohnung gibt es in Buffalo wie Sand am Mehr. Das ist wahr. Nur unter welchen Bedingungen? Beginnen will ich mit einer Wohnung für 450$. Die Vermieter waren gerade dabei einen Raum weiter zu unterteilen, so dass schlussendlich 5 Leute sich ein Bad und eine Küche teilen sollten. Für 250$ - 280$ wären Wohnungen in direkter Laufweite des Campus zu haben gewesen. Zustand? Greenpeace hätte protestiert hätte man das für Schweine verwendet. Nicht wegen der Größe, wegen der hygienischen Verhältnissen.
Für 420$ hätte es eine Wohnung bei einem überempathischen Vermieter gegeben, der ganz viel Wert auf gutes Klima und Privatsphäre legt. Nicht nur, dass er uns eine Stunde damit vollsülzte, nein, zum Beweise der tollen Privatsphäre zeigte er mir auch ohne vorher zu fragen den Raum und die Schränke eines seiner Untermieter. Gäste wären okay, er würde halt 15$ pro Nacht berechnen, ein Schnäppchen im Vergleich zum Hotel.
Mein persönliches Highlight war eine Wohnung in einer netten Straße direkt neben dem Südcampus (mehr dazu später) für 500$, voll möbliert. Als uns der farbige Vermieter das anwesen zeigte fühlte ich mich irgendwie seltsam, keine Ahnung warum. Okay, er sah aus wie ein Gangster mit Kopftuch und Sonnenbrille (im dunklen Haus) aber hey, das sollte doch kein Problem darstellen. War ich auf einmal zum blöden Rassisten geworden? Nun, wir verabschiedeten uns und liefen zum Auto, Tür zu.
Max: „Zieh da bloß nicht ein!“
Ich: „Ja, fühlte sich komisch an, oder warum meinst Du?“
Max: „Hast Du das nicht gesehen als er sich am Bauch gekratzt hat? Der hatte ’ne Knarre in der Hose!“
Nun, ich wohne jetzt on-campus. Das heißt ich bezahle nun geschmeidige 750$ pro Monat, dafür ist es wirklich sehr, sehr nett hier, es ist in Laufweite des Northcampus (wo ich alle meine Veranstaltungen habe), und es ist sicher. Sollte ich doch erschossen werden werde ich mein Geld zurückverlangen! Auch hier sollte wieder mein unverschämtes Glück mitspielen: Nach all diesen frustrierenden Erfahrungen lies ich mich auf die Warteliste für on-campus housing setzen, doch sagte man mir gleich das die Chancen minimal sind. Einen Tag später hatte ich die Wohnung, voll Möbliert und klimatisiert, alles inklusive.
Noch 30 Minuten bis Buffalo
Genau genommen endete sie um 5:00 morgens. Dann musste ich raus und mit dem Taxi zum Flughafen. Drei Personen, sechs riesige Koffer, das geht nicht so ohne weiteres. Der Taxifahrer sah das ganze recht entspannt und stapelte das Gepäck munter übereinander, der Kofferraum blieb dafür offen. Dumm nur, dass mein Koffer ganz oben lag und der Deckel von einem recht schwachen Gummibändchen zugehalten wurde, was mich wiederum um so unentspannter werden lies, je näher der Taxifahrer auf die Kurven zuraste. Kurzum, mein Gepäck und ich kamen sicher an, und nachdem ich beide Koffer aufs Gramm genau austariert hatte durfte ich sie auch aufgeben. Bis Washington hatte ich noch Gesellschaft von zwei Fulbrightern, ab da war ich dann allein. Nun, allein sollte ich nicht sagen, denn als die Maschine, die mich nach Buffalo bringen sollte auf dem Rollfeld stand gesellte sich ein Gewitter dazu, so dass wir eineinhalb Stunden dort stehen bleiben durften. Auch das ging vorbei, doch als ich in Buffalo ankam hatte ich mein erstes Problem: Keiner war da um mich abzuholen. Okay, normalerweise nicht so schlimm, doch hatte ich weder eine Adresse noch eine Telefonnummer. Sollte sich meine mangelnde Planung etwa doch rechen? Nein, sollte es nicht, denn Max kam! Ich war so glücklich, dass ich den offensichtlich verdutzten Max erstmal umarmt habe, der nahm mich und eine weiter Fullbrighterin (die leider nicht so viel Glück mit ihrer Fahrgemeinschaft hatte) dann auch gleich mit und lies mich für die nächsten Tage bei sich wohnen.
Gatewayorientation in Miami
Die paar Tage in Miami waren großartig. Zu allererst wegen der Teilnehmer: An dieser Gateway Orientation nahmen 97 Leute aus 50 verschiedenen Ländern teil. Das muss man sich mal vorstellen, so was hatte ich bis dato noch nicht erlebt. So viele Spannende Persönlichkeiten, jeder mit einer Spannenden Historie oder spannenden Forschungsprojekten – und ich mitten drin, und keinem ist was aufgefallen. Ernsthaft, man kann sich da schon vorkommen wie ein kleines Licht. Macht aber nix, ich bevorzuge solche Situationen einfach zu genießen, ob ich’s nun verdient habe oder nicht.
In Miami standen verschiedene Aktivitäten auf dem Programm: Informationsveranstaltungen über das amerikanische Unisystem und die amerikanische Kultur, ein Boottrip durch die Bucht von Miami vorbei an den Villen der „armen und faulen“ [Zitat Kapitän ‚Ed Sparrow’, ein absolutes Original in den besten Jahren], Besuch eines argentinischen all-you-can-eat Steakrestaurants, schwimmen im Meer, Abschlussparty im gemieteten Beachclub... Ein weiteres Highlight waren die Wahlveranstaltungen: Eine ging über die Geschichte der USA, gehalten von einem Professor mit photographischem Gedächtnis, das war unglaublich beeindruckenden.
Noch besser gefiel mir die zweite Vorlesung: Jazz – Americas Classical Music. Wer jetzt an eine dröge Frontalveranstaltung denk – weit gefehlt. Der Prof hatte eine kleine Jazzcombo zusammengestellt und nachdem er ein wenig ins Thema eingeführt hatte spielten sie auch schon das erste Stück. Danach wurde die Struktur analysiert und erklärt, und weiter ging es mit praktischen Beispielen - so stell ich mir Musikunterricht vor. Alles in allem war Miami eine großartige Zeit mit netten Menschen die viel zu schnell verging.
Ankunft in Miami
Als wir dann irgendwann doch aussteigen durften, mussten zunächst an den Grenzbeamten vorbei. Bei mir ging das problemlos, ein andere aus unserer Gruppe hatte es anscheinend mit einem Praktikanten zu tun, der es nicht für nötig hielt, seinen Pass zu stempeln.
Das ließ sich jedoch schnell beheben, ein Fulbrighter aus Pakistan war hingegen, wie er es ungefähr ausdrückte „vier Stunden Gast der Einwanderungsbehörde“ - und das nach ca. 18 Stunden Flug. Aber er sah das total locker, bewundernswert.
Miami hat tropisches Klima. Das heißt es ist dort sehr heiß. Und schwül. Kommt man aus dem klimatisierten Flughafen (oder aus der Uni, dem Hotel, dem Restaurant, ...) der auf gefühlte 15° runtergekühlt ist, trifft einen das fast wie ein Schlag ins Gesicht. Und das ständig. Doch zum einen gewöhnt man sich recht schnell dran, zum anderen hat das auch einen Gesundheitsfördernden Effekt: einer der Fulbrighter bemerkte, man müsse sich das wie bei pasteurisierter Milch vorstellen, da töte das schließlich auch die Keime.
Der Flug
Als ich schließlich am Gate des Transatlantikfluges angekommen war, erlebte ich die erste positive Überraschung: Mit mir waren noch weiter Fulbrigter auf diesem Flug. Drei Deutsche, von denen ich zwei aus Berlin kannte, ein Inder und eine Tschechin. Wäre doch langweilig gewesen, wenn ich mich ordnungsgemäß zehn Tage vor dem Abflug noch mal wie gefordert bei den Organisatoren gemeldet hätte, dann hätte ich das ja gewusst. So blieb die Sache bis zum Schluss spannend, doch Gott sei Dank sollte sich herausstellen, dass man trotz meiner Schlampigkeit mit meiner Ankunft gerechnet hatte.
Der Flug an sich war ganz in Ordnung, obwohl ich erst jemanden aus seinem Sitz verjagen musste (die Maschine war heillos überbucht) und dann meinen hart erkämpften Fensterplatz einem völlig aufgelösten Mädchen mit Flugangst abtrat. Der ging es auch bald wieder besser, ich hatte für die nächsten neun Stunden keine Wand mehr zum anlehnen, dafür jetzt eine vor meinen Füßen. Als ich dann irgendwo über dem Atlantik den Flugzeugmampf so Mutterseelen alleine in mich hineinstopfte fühlte ich mich doch plötzlich sehr Einsam. Dazu noch die Schläfrigkeit nach durchwachter Nacht (und dem Stoppelmarkt in den Knochen) und Helge Schneiders wirre Memoiren – man kann sagen, es ging mir schon besser.
Mir war nicht bewusst, dass Graffiti in Amerika als schlimme Straftat gilt. Einem Pärchen, das ein paar Reihen hinter mir saß anscheinend auch nicht. Nur hatte ich im unterschied zu ihnen nicht die Flugzeugtoiletten voll gemahlt, so blieb es mir erspart, von drei stämmigen, bewaffneten Cops nach der Landung aus der Maschine gezogen zu werden. Nicht erspart blieb mir hingegen, wegen diesen Deppen 20 Minuten länger sitzen zu bleiben.
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