Samstag, 28. November 2009
Filmtipp des Tages
"You Kill Me" - skurriler, aber wirklich lustiger Film. In der Hauptrolle: Ben Kingsley als Berufskiller mit einem kleinen Problem: "I'm from Buffalo, drinking is a pretty obvious thing to do there." - prost!
Montag, 23. November 2009
Jag is back!
Was haben Kofi Annan, Tony Blair und Steve Lopez gemeinsam? Sie sind alle nach Buffalo gekommen, um sich hier die Ehre als “Distinguished Speaker” zu geben. Das heißt, man füllt die UB-Alumni-Arena bis unters Dach mit zahlenden Gästen und Studenten mit Freikarten, und vorne auf der Bühne wir dann über Gott und die Welt geredet. Das war im Falle Kofi Annan leider kaum verständlich, da die Freikarten nur für die höchsten Reihen gelten. Visuell war das dank riesiger Videoleinwänden zwar kein Problem, die Akustik ist aber leider so bescheiden, dass zumindest ich als Nicht-Muttersprachler keine Chance hatte. Deshalb lächelten meine Kollegen und ich beim nächsten Mal nett und schoben uns in den mittleren Rang. Dass is aber auch blöd, wenn man keine englischen Anweisungen versteht. Tony Blair hingen war nun ganz phantastisch zu verstehen. Der ist auch wirklich ein guter Redner, nicht nur wegen seines gepflegten Britisch-English, auch seine Gags waren nicht übel „A friend told me to try the famous buffalo wings... I didn’t know that such an animal exists!“. Die anschließende Zuschauerfrage zu seinem eventuellen neuen Posten als europäischer Präsident hat sich wohl mittlerweile erübrigt. Tony Blair ist bis jetzt der einzige Redner, der von den Studenten nicht ganz so herzlich empfangen worden ist. So gab es vorher Plakate, die sich beschwerten, dass die Uni 150000$ an einen „war criminal“ zahle - na ja. Zumindest habe ich seitdem einen neue Berufsidee: Distinguished Speaker. Wer mich also zu einem Vortrag einladen will, ganz so viel wie bei Tony muss es garnicht sein, ich bin da flexibel. Steve Lopez hat vermutlich auch nicht so viel bekommen, zumindest gab’s für ihn nicht mal bewaffnete Cops und keine Hinweise, dass das mitbringen von Waffen verboten sei. Steve Lopez, dass ist ein Kolumnist der L.A. Times, der für das Buch zum Film „Der Solist“ verantwortlich ist. Nun hatte ich den Film leider vorher nur (durch Zufall) halb gesehen, trotzdem war seine Rede zum Thema gesellschaftlicher abstieg durch mangelnde Betreuung psychisch Kranker im Allgemeinen und zum Protagonisten seines Buches im Speziellen sehr interessant. Vielleicht schau ich mir den Film jetzt auch mal ganz an.
Das nächste Großevent, zu dem ich mir Karten besorgt habe, ist leider ausgefallen bzw. verschoben worden: am 04.12. wollte ich mir Billy Joel und Elton John in Buffalo anschauen. Leider kam heute die Mail, dass das ganze auf den 09.03. verschoben worden ist. Matthias, mit dem ich da hin wollte, meinte schon, dass das genau einer der fünf tage ist, die er nächstes Jahr schon verplant hat. Schade eigentlich.
Wie habt ihr eigentlich den neunten November verbracht? Ich war mit Roby, einer Deutschlehrerin die ich hier in Buffalo kennengelernt habe, in zwei ihrer Klasse und durfte ein wenig über mich erzählen bzw. Fragen über mich und Deutschland beantworten. Diese reichte von Lieblingstier (Kuh) über Klassiker wie persönliche Höchstgeschwindigkeit (210km/h) bis hin zu vermisstem deutschem Essen (Sauerbraten) und anderen Deutschlandfragen – mir hat das super viel Spaß gemacht. Interessant war auch zu sehen, dass Kinder sich maximal 30 Minuten konzentrieren können. Und dass sich das Verhalten im Klassenraum heute in den USA in einer siebten bzw. achten Klasse massiv von meinen eigenen Erinnerungen unterscheidet. Wir sind doch damals nicht rumgelaufen, oder? Ich fand’ es auch witzig, wie schnell man doch den Bezug zur Schule und der Einschätzung von Kindern verliert. Ich dachte mir, ich erzähl da ein wenig von deutscher Geschichte und was schon alles am neunten November passiert ist – und beantworte dann Fragen zu meiner Lieblingsfarbe und „favorite food in America“.
Apropos Essen: Diese Wochenende hab wir den Film „About Schmidt“ geschaut, sehr zu empfehlen. Dazu gab’s Speckbohnen, Pommes und Schnitzel. Allerdings sind die ALDI-Tiefkühlschnitzel „Deutsche Küche“ hier kreisrund gepresst. Geschmack und Konsistenz lösten hingegen heimatliche Gefühle aus: Ich fühlte mich wieder wie in der Mensa Ahornstraße! Da ich der Koch war habe ich kurz überlegt, ob ich die anderen anknurren und ihnen ihr Schnitzel zuwerfen sollte, aber das hätten sie nicht zu schätzen gewusst.
Halloween war übrigens echt eine lustige Erfahrung. Die erste Party war eine echt amerikanische Fete mit Beerpong und Karten(trink)spielen, die zweite war ein internationals Potluck. Ein Potluck, da bringt jeder was zu essen mit (in meinem Fall selbstgemachte Käßspätzle, jaha!). Da die meisten Gäste aus Taiwan waren war das Nahrungsangebot sehr exotisch und sehr lecker! Aber auch meine Spätzle gingen gut weg, wie ich an dieser Stelle unbescheiden bemerken möchte ;). Also hat es sich gelohnt, den Hobel mitzunehmen.
Das Wochenende drauf war gemischt: Am Freitag war ich wieder auf einer Party (klingt so als tu ich nix anderes), am Samstag war ich dann für ein Dreiviertelstündchen mit Matthias unterwegs – in einem 1969 Jaguar E-Type Cabriolet, das er für seinen Onkel hier ersteigert hat. Unglaubliches Gefährt, ich durfte sogar auch ein paar Meter damit fahren. Und das an einem Tag mit strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen, großartig. Den nächsten Tag habe ich dann leider mit Erkältung im Bett verbracht. Na ja, man kann nicht alles haben.
Das Wetter ist hier ziemlich seltsam: Heute hatten wir wieder strahlenden Sonnenschein, man hätte zum Essen gut und gerne draußen sitzen können (mit Jacke). Dafür hat es vor ein paar Tagen geregnet wie sau. Was beim Fahren eines Fahrrades ohne Schutzbleche doppelt lustig ist. Na ja, morgen soll es wieder schlechter werden. Wann kommt denn nu der blöde Schnee, von dem hier alle immer erzählen? Sollte ich etwas meine Skier umsonst gemietet haben? Es gibt hier an der Uni einen Skiklub namens Schussmeister, mit dem kann man dann von Dezember bis April täglich ins Skigebiet fahren kann. Ich bin da mittlerweile Mitglied, mal sehen was das gibt.
Vorletzten Sonntag war ich bei meiner Gastfamilie zum Essen eingeladen, was sehr nett war. Außerdem haben sie mich auch gleich zu Thanksgiving eingeladen. Das ist nächsten Donnerstag, wir haben allerdings schon ab Mittwoch frei. Am Freitag ist dann „Black Friday“ der heist so, weil die Geschäfte an diesem Tag durch Sonderangebote wieder in die schwarzen Zahlen geraten. Mein Mitbewohner meinte, wenn ich was erleben will sollte ich mich an dem Tag in den Wallmart wagen – letztes Jahr seien da Menschen totgetrampelt worden. Ich denke, darauf kann ich verzichten.
In der Uni läuft so weit alles wie gehabt, die Anrechnung der Kurse aus Aachen läuft leider immer noch nicht...
Ich habe hier ein neues kleines Projekt in Angriff genommen: Die Amerikaner verstehen unter „Cider“ etwas anderes als wir, und zwar naturtrüben Apfelsaft. Der kommt hier in Gallonen, ist pasteurisiert und mit Kaliumsorbat versehen, was Hefe vom vermehren abhalten soll. Trotzdem blähte sich ein Container bei mir nach kurzer Zeit auf, was mich zu folgender Idee brachte: Wenn es nur das Wachstum der Hefe einschränkt, sollte ja bei Zugabe von Hefe Gärung möglich sein. Also habe ich mir unter Anderem Champagner-Hefe bestellt und versuche nun, meinen eigenen „Hard Cider“ zu brauen. Mal sehen, ich bin da recht optimistisch. Meine Mama sieht das etwas skeptischer: „Das klingt nach Scheißerei!“ Nun, drückt’ mir die Daumen!
Samstag, 31. Oktober 2009
Long time no see!
Gut ein Monat ging ins Land ohne ein Lebenszeichen von mir. Dass soll sich hiermit ändern, und zwar auf schaurig schreckliche weise...
Nicht wirklich, aber da ja dieses Wochenende Halloween ist, ist die allgemein schon unerträgliche Radiowerbung noch schlimmer und alles ist schaurig und schrecklich. Na ja, das färbt halt ab.
Also, fangen wir mal mit dem Wochenende vom 02. bis zum 04. Oktober an: Da war ich in Montreal, beim Auslandstreffen der Studienstiftung. Im Vorfeld wurde es ein wenig spannend, da es Schwierigkeiten mit meinem DS2019 (im Prinzip meine Aufenthaltsgenehmigung) gab: Dieses muss nämlich vorher unterzeichnet werden, damit ich das Land verlassen bzw. vor allem wieder einreisen darf. Im Prinzip nicht schwierig, doch wollte die amerikanische Post es beim ersten Versuch nicht mehr an mich zurückschicken. Als diese Hürde aber genommen war konnte ich um 04:00 mit meiner Reise über Washington nach Montreal beginnen. Im Flieger nach Montreal traf ich dann auch schon die ersten Kameraden, rein zufällig saß ich neben Georg aus Georgia. Der Weg vom Flughafen zur Jugendherberge war leider nur mit dem Taxi zu bestreiten. Ich hab’ bis heute nicht rausgefunden, wo genau diese eine Buslinie abfährt, die ich mir in Google Maps ausgesucht habe. Sie scheint bei genauerer Betrachtung in der Mitte des Rollfeldes zu beginnen... Nun, das Taxi war erschwinglich, und der Taxifahrer verstand uns, es sollte sich zeigen dass das nicht immer so sein muss, mehr dazu später. Die Jugendherberge „Auberge de Jeunesse de Montréal” war ein echt netter Schuppen und sei jedem Montreal Besucher ans Herz gelegt. Das gilt im Übrigen auch für den Rest von Montreal, ein wirklich schönes Städtchen! Doch auch abgesehen von der Stadt an sich, auch der Rest war klasse: Vom Vortrag über Multikulturalismus in Kanada über den Workshop „Wie Vati die Demokratie lernte“ der sich mit dem Anfang der Bundesrepublik beschäftigte bis zum phantastischen Dinner im „ Musée des beaux-arts de Montréal” wurde einiges geboten. Letzteres wurde von einer Stipendiatin mit Tango Argentino auf der Querflöte musikalisch untermalt. Am nächsten Tag sollte ich die Ehre haben u.A. mit ihr ein wirklich spannende Taxifahrt zum Flughafen zu genießen.
Bei dem Workshop wurden meine Qualifikationen in geschichtlicher Diskussion im Übrigen vom Dozenten bestens eingeschätzt: "Christoph, lesen Sie doch bitte die Überschrift für uns." - "Nun, ich interpretiere dass so..." - "Nein, bitte lesen Sie sie einfach vor."
Aber auch eine Stadttour und eine open bar im Club "Winston Churchill" wurden geboten. Letztere wurde für die Organisatoren beinahe zum Verhängnis: Als es ans bezahlen ging schienen es gewisse Probleme mit den Kreditkarten zu geben - in Deutschland würde die Beteuerung, die Studienstiftung des deutschen Volkes wird diese Rechnung sicher begleichen vielleicht ein gewisses Gewicht haben. Nicht so in Montreal, und so wurden unsere zwei Organisatoren bis drei Uhr in der Früh von Türstehern bewacht festgehalten, bis man sich einigte, deren Personalien polizeilich festhalten zu lassen.
Ich sollte vielleicht erwähnen, dass das ganze Auslandstreffen von McKinsey mit gesponsort wurde und dass deren Kreditkarten am nächsten Tag ganz vorzüglich funktionieren.
Am letzten Tag besuchte ich dann nach den abschließenden Vorträgen noch ein Restaurant, welches sich der Schokolade verschrieben hatte. Der Kakao im "Grandma Style" war wirklich beeindruckend und sollte meinen Kalorienbedarf für die nächsten 24 Stunden decken. Danach ging's mit dem Taxi zum Flughafen. Einziges Problem war, dass unser Taxifahrer dem Englischen nicht wirklich mächtig war. Außer "Airport" und "Taxi" verstand er nicht viel, und außer "No Problem!" sprach er nicht sehr viel, letzteres dafür ununterbrochen. Dass einer der Insassen vorher noch seine Koffer bei der Uni abholen wollte sorgte da für gewisse Schwierigkeiten. No Problem! Als wir es dann bis zur Uni geschafft hatte war da leider zu - was blöd war, da sich neben dem Koffer auch der Reisepass unseres Kollegen im McGill Faculty Club befand. Während er also leicht panisch die Optionen überdachte und unser Querflötistin um ihren Flug bangte, versperrte unser Taxifahrer munter die Straße. No Problem! Glücklicherweise tauchten nach ein paar Minuten zwei Stiftis mit den ersehnten Gepäckstücken auf. Leider passten sie nicht mehr ins Taxi, doch als wir uns auf deutsch darüber unterhielten dass die auch eins bräuchten verstand unser Fahr das auf Anhieb und versuchte, seinen Kumpel zu uns zu lotsen. Merke: Wenn man einen Straßennamen falsch buchstabiert, kann man ihn im Navi nicht finden. Das ändert sich interessanter weise auch nicht mit steigender Lautstärke. Nun, die Schlange hinter uns wuchs. No Problem! Irgendwann fuhren wir dann doch los, irgendwann kamen wir auch an. No Problem!
Wieder in Buffalo wurde ich dann von meinen Eltern vom Flughafen im Empfang genommen, das war wirklich großartig. Leichte Schwierigkeiten bereitete dann noch die Heimfahrt, so ein Parkplatz kann aber auch groß sein wenn man sich nicht gemerkt hat, wo man das Auto abgestellt hat...
Die nächsten Abenden gingen wir dann gelegentlich gemeinsam Essen und hatten eine echt gute Zeit. Leider versaute mir mein Lieblingskurs "Optimization" die Möglichkeit, mit meinen Eltern am folgenden Wochenende wegzufahren, da für Montag ein Test und über das Wochenende ein take-home-exam angesetzt war, was mich wirklich, wirklich geärgert und traurig gemacht hat. Um wenigstens ein wenig vom Wochenende zu haben veranstalteten wir bei Matthias am Samstag Abend einen russischen Abend mit viel Bortscht, Wodka, Rum, Musik und Tanz bis drei Uhr morgens - großartig! Danach brachte uns ein freundlicher Taxifahrer zum Nordkampus und ich ging ins Labor um meine Sachen abzuholen. Dort traf ich dann Max bei der Arbeit. Ich hatte nach diesem Abend echt gute Laune, aber irgendwie kam das Gespräch auf Optimization und ich redete mich so was von in Rage in meinem angetüddelten Zustand und verließ irgendwann wutschnaubend und fluchend das Lab - Max lacht heute noch.
Optimization, dass muss man sich so vorstellen: Ich stehe blind auf einem Berg und will ins Tal. (An meine Aachener "Kommilitonen": währen ich diese Zeilen schreibe wird mir klar, warum mir das ganze so einfach erscheint: durch die harte Schule des Dr. Stefan!) Nun, das ist im echten Leben nicht schwer, das ist es auch in diesem Kurs nicht. Um an dieser Stelle meinen ehemaligen Geschichtslehrer "Dr." Dräger zu zitieren: Quark, der getreten wird wird breiter, aber nicht härter!" Das passt hier so schön, da wir u.A. für eine Hausaufgabe immer wieder das selbe machen musste. Das dauert dann ca. 15 Stunden und am Ende bekommt man 80 von 100 Punkten, weil irgendwelcher Kleinkram falsch war. Höchst motivierend.
Die restlichen Kurse machen hier übrigens echt Spaß, ein Kurs (mehr ein Seminar) bei Dr. P.C. Cheng sei besonders hervorgehoben. Der Mensch unterrichtet sowohl im Electrical Engineering Department als auch in der Medical School und hat unter anderem mal im Bereich Agricultural geforscht. Aber nicht nur irgendwie so, der Mann ist richtig gut. Und nebenbei hat er auch noch witzige Anekdoten auf Lager: Als er mal während seiner Zeit bei IBM lehre Chemikalienflaschen entsorgen musste (in denen nie etwas gefährliches war) wurden diese nicht akzeptiert ohne genaue Deklaration. Also beschriftete er sie: 78% Stickstoff, 21% Sauerstoff, 1% Argon.
In diesem Kurs sitze ich übrigens neben einer Chinesin, die mich u.A. in die hohe Kunst des "Chinglish" eingewiesen hat: Das sind direkte Übersetzungen aus dem Chinesischen, wie z.B. das eingangs genannte "Long time no see!". Was "People Mountain, People Sea" bedeutet ist eventuell zu erraten, aber könnt ihr euch wohl vorstellen, was "Horse Horse, Tiger Tiger" bedeutet? In dieses Gespräch nach der Vorlesung klinkte sich der Professor übrigens mit ein und erzählte von verunglückten Übersetzungen in chinesischen Restaurants: Da wurde zum Beispiel aus einem jungen Huhn, dass man wohl auch als "jungfräuliches Hühnchen" lesen kann letztendlich "chicken with no sex". Guten Appetit!
Von meiner Kommilitonin bekam ich auch chinesische Knoten geschenkt, für meine Eltern. Mit denen fuhr ich am folgenden Wochenende nach Toronto. Mal abgesehen davon dass wir wieder unverschämtes Glück mit dem Wetter hatten ist Toronto auch so ein sehr schönes Städtchen. Ich war jetzt auf dem nach eigenen Angaben höchsten Turm der Welt (man muss hier zwischen 'Gebäude' und Turm unterscheiden...). Sehr beeindruckend. In Montreal hatte ich übrigens Marie kennengelernt, die in Toronto studiert. Ich hatte sie zwar kurz vor unserer Abreise angeschrieben, aber leide keine Zeit mehr gehabt, die Antwort zu bekommen. Machte aber auch nix, sie lief uns mitten in Toronto über den Weg - die Stadt hat ja auch mal gerade 2,5 Millionen Einwohner. Und mindestens ein sehr leckeres Thailändisches Restaurant. Auf dem Weg nach Toronto machten wir halt in dem wunderschönen Städtchen Niagara on the Lake und beim, nun, auch sehr schönen Sir Adam Beck Wasserkraftwerk. Alles natürlich zu bewundern unter meinen Fotos.
Am letzten Wochenende war ein Videoabend bei Matthias angesetzt. Wenn auch das Video nicht jedermanns Geschmack entsprach (im Endeffekt eigentlich niemandes), der Rotwein und der Käse war echt spitze!
Was mich zu einem echt spannenden Vortrag eines französischen Dozenten über Entscheidungsprozesse im Gehirn bringt. Als Grad Student bin ich verpflichtet, am Graduate Seminar teilzunehmen. Das ist mal spannender, mal weniger. Dieser Vortrag war Spitzenklasse. Wenn ich hingegen an den Vortrag über Hochleistungskompressoren denke muss ich jetzt noch lachen: Irgendwann präsentierte man uns das doppelt logarithmische "Kompressor Selection Chart" mit den wildesten Kurven, das musste ich wegen seines künstlerischen Wertes fotografieren - langweiligster Vortrag ever!
Aber zurück zum letzten Wochenende: Am Sonntag unternahm ich mal wieder einen Ausflug in den Letchworth Park. Über die Herbstfarben werde ich keine Worte verlieren, schaut euch die Fotos an. Als wir uns nach unserer Wanderung auf den Rückweg zum Auto machen wollten fing es schon an zu dämmern - so dass eine freundliche Anwohnerin kurzerhand ihre Kinder wieder aus dem Auto auslud und uns zurückfuhr, einfach klasse. Auf dem Weg erzählte sie uns dass ihr Sohn zu jagen angefangen habe, sie und hier Mann täten das ja nicht , das habe er von seinen Cousins. Die Schrotflinte, die sie ihm zum 14. Geburtstag schenkten wäre auch die erste Waffe, die sie je gekauft hätten.
Bobby McGee ist umgezogen, und das finde ich eigentlich schade. Bobby McGee, das war war ein leicht schäbiger netter Jazzschuppen in der Nähe des Südkampus mit ziemlich netter Atmosphäre, ich berichtete bereits davon. Jetzt ist es eine fast schon schickes Etablissement in einer dieser seelenlosen Straßen mit Restaurants, Supermärkten und Shoppingmalls. Nun, die Musik ist noch immer die selbe, das essen ist etwas teurer. Aber irgendwie hat es mir früher besser gefallen. Jetzt bin ich gerade drei mal im alten Laden gewesen, und schon fang' ich an zu nörgeln dass es früher besser war - schlimm, oder?
Nun, jetzt ist auch schon wieder der nächste Tag und ich sitze im Labor um an einem Projekt zu arbeiten. Damit dieser Eintrag dann doch mal fertig wird erzähle ich euch beim nächsten mal wie ich Kofi Annan, Tony Blair und Steve Lopez getroffen habe. Und wer Steve Lopez eigentlich ist. Bis dahin, liebe Grüße aus Buffalo!
P.S. Es gibt neue Fotos!
Dienstag, 29. September 2009
Yes Sir!
Mal wieder ein paar kurze Zeilen von Mir: Das letzte Wochenende war ich mit meinem Amerikanisch/Polnischen Mentor beim Haus seiner Eltern in Binghampton, um das zu tun, was man an einem schönen Wochenende halt so tut: Biertrinken, Fischen, Grillen, Veranda abreisen (siehe Bilder). Hat sehr viel Spaß gemacht, das Wetter hat leider nicht ganz mitgespielt: Als ich beim Angeln endlich in der Lage war, die Rute verletzungsfrei auszuwerfen fing es an zu schütten. Nun, war trotzdem nett.
Nicht so nett war dann der Empfang in Buffalo: Tonnen von Hausaufgaben und eine Mail vom Professor mit dem Inhalt: Streng Dich mehr an, sonst wird das nix! Nicht wörtlich, aber so in der Art. Na ja, und da ich so wie so schon Stunden mit den Hausaufgaben zubringe und im letzten Quiz an Oberstufenmathematik gescheitert bin war ich die letzten zwei Tage eher mäßig zufrieden. Mittlerweile bin ich aber wieder guter Dinge, so dass ich heute Abend der Einladung zu einem gesponserten, sehr leckeren Dinner der besonderen Art gefolgt bin: Essen mit einem echten Professor, Testpilot und Colonel der USAF. Das hatte schon was, mit einem echten Urgestein aus den Anfängen der Jet-Kampfflugzeugen zu speisen und seinen Anekdoten zu lauschen, ein bissen wie im Film. Ganz prima in einen Kalter-krieg-film hätten meiner Meinung nach auch seine Einstellung zur Rüstungspolitik gepasst. Nichts desto trotz eine wirklich interessante Persönlichkeit. Und was hat ein Zivilist wie ich denn schon eine Ahnung von Verteidigung.
Sonntag, 20. September 2009
Donnerstag, 10. September 2009
Musik und mehr in Buffalo
Heute war ich zum zweiten mal beim Hochschulchor, und diesmal sogar pünktlich! Und ich wegen meiner Gesanglichen Exzellenz wurde ich auch prompt auf die Bühne zum Dirigenten bestellt... Nun, fast: Eines der Stücke das wir singen ist die Kantate 171 von Bach, im Originaltext. Also durfte ich den Vorleser geben, das hat Spaß gemacht. Dieser Chor ist prinzipiell recht unterschiedlich zum Hochschulchor Aachen. Wer hier mitsingt bekommt 2 Credits und eine Note. Da man ein ’A’ bekommt, wenn man weniger als 1,5 mal fehlt könnt ihr euch vorstellen, wie beliebt der Kurs ist. Nichts desto trotz macht es echt Spaß, die Leute sind sehr nett und der Dirigent ist ein ziemlich cooler Typ!
Vorgestern war ich mit einem deutschen Ph.D. Studenten in einem lokalen Jazzclub, das war ziemlich cool! Wir kamen zur zweiten Hälfte gegen 22:00, bestellten uns was zu essen und nahmen zwischen den alteingesessenen Buffaloern platz. Wobei die Betonung hier definitiv auf ’alt’ liegen sollte, was sicher auch die besondere Atmosphäre des Abends ausmachte – und einen witzigen Kontrast zum vielleicht gerade volljährigen Kontrabassisten darstellte. Der wirklich großartige Saxophonist hingegen war wiederum ein älteres Semester und machte neben klasse Musik auch lustig Ansagen. Irgendwann fragte er einen Zuhörer der Aussah wie ein Buchhalter nach seinem „weapon“ und dass er es doch bitte hohlen möge. Das tat er auch und spielte zwei Stücke später eine ziemlich geile Posaunenstimme – begleitet unter anderem von einem Schlagzeuger aus dem Publikum. Die meisten Zuhörer scheine hier selbst Musiker zu sein, was mir Matthias bestätigte, der schon ein paar Jahren in Buffalo war und jetzt wieder hier ist. Als er mich dann gegen Mitternacht nach hause brachte spielte die Bigband im Autoradio eine Swingversion von „Killing me softly“ und auf dem letzten Stück mit dem Fahrrad zu meinem Appartement stiegen Nebelschwaden aus der benachbarten Wildwiese – wunderbar.
Ein weiteres Highlight des heutigen Tages war der Empfang mit anderen ausländischen Austauschstudenten, warmen Worten und kaltem Buffet. Getoppt allerdings von der Ankunft meines neuen Barttrimmers, ab morgen werde ich nicht mehr aussehen wie ein Jeti - zumindest im Gesicht.
Den Bericht über die erste Woche werde ich bei Zeiten nachliefern, jetzt muss ich mich erstmal um die Hausaufgaben kümmern, denn die gibt es hier wie fast alles im Überfluss.
Samstag, 5. September 2009
Wohnungssuche in Buffalo
Wohnung gibt es in Buffalo wie Sand am Mehr. Das ist wahr. Nur unter welchen Bedingungen? Beginnen will ich mit einer Wohnung für 450$. Die Vermieter waren gerade dabei einen Raum weiter zu unterteilen, so dass schlussendlich 5 Leute sich ein Bad und eine Küche teilen sollten. Für 250$ - 280$ wären Wohnungen in direkter Laufweite des Campus zu haben gewesen. Zustand? Greenpeace hätte protestiert hätte man das für Schweine verwendet. Nicht wegen der Größe, wegen der hygienischen Verhältnissen.
Für 420$ hätte es eine Wohnung bei einem überempathischen Vermieter gegeben, der ganz viel Wert auf gutes Klima und Privatsphäre legt. Nicht nur, dass er uns eine Stunde damit vollsülzte, nein, zum Beweise der tollen Privatsphäre zeigte er mir auch ohne vorher zu fragen den Raum und die Schränke eines seiner Untermieter. Gäste wären okay, er würde halt 15$ pro Nacht berechnen, ein Schnäppchen im Vergleich zum Hotel.
Mein persönliches Highlight war eine Wohnung in einer netten Straße direkt neben dem Südcampus (mehr dazu später) für 500$, voll möbliert. Als uns der farbige Vermieter das anwesen zeigte fühlte ich mich irgendwie seltsam, keine Ahnung warum. Okay, er sah aus wie ein Gangster mit Kopftuch und Sonnenbrille (im dunklen Haus) aber hey, das sollte doch kein Problem darstellen. War ich auf einmal zum blöden Rassisten geworden? Nun, wir verabschiedeten uns und liefen zum Auto, Tür zu.
Max: „Zieh da bloß nicht ein!“
Ich: „Ja, fühlte sich komisch an, oder warum meinst Du?“
Max: „Hast Du das nicht gesehen als er sich am Bauch gekratzt hat? Der hatte ’ne Knarre in der Hose!“
Nun, ich wohne jetzt on-campus. Das heißt ich bezahle nun geschmeidige 750$ pro Monat, dafür ist es wirklich sehr, sehr nett hier, es ist in Laufweite des Northcampus (wo ich alle meine Veranstaltungen habe), und es ist sicher. Sollte ich doch erschossen werden werde ich mein Geld zurückverlangen! Auch hier sollte wieder mein unverschämtes Glück mitspielen: Nach all diesen frustrierenden Erfahrungen lies ich mich auf die Warteliste für on-campus housing setzen, doch sagte man mir gleich das die Chancen minimal sind. Einen Tag später hatte ich die Wohnung, voll Möbliert und klimatisiert, alles inklusive.
Noch 30 Minuten bis Buffalo
Genau genommen endete sie um 5:00 morgens. Dann musste ich raus und mit dem Taxi zum Flughafen. Drei Personen, sechs riesige Koffer, das geht nicht so ohne weiteres. Der Taxifahrer sah das ganze recht entspannt und stapelte das Gepäck munter übereinander, der Kofferraum blieb dafür offen. Dumm nur, dass mein Koffer ganz oben lag und der Deckel von einem recht schwachen Gummibändchen zugehalten wurde, was mich wiederum um so unentspannter werden lies, je näher der Taxifahrer auf die Kurven zuraste. Kurzum, mein Gepäck und ich kamen sicher an, und nachdem ich beide Koffer aufs Gramm genau austariert hatte durfte ich sie auch aufgeben. Bis Washington hatte ich noch Gesellschaft von zwei Fulbrightern, ab da war ich dann allein. Nun, allein sollte ich nicht sagen, denn als die Maschine, die mich nach Buffalo bringen sollte auf dem Rollfeld stand gesellte sich ein Gewitter dazu, so dass wir eineinhalb Stunden dort stehen bleiben durften. Auch das ging vorbei, doch als ich in Buffalo ankam hatte ich mein erstes Problem: Keiner war da um mich abzuholen. Okay, normalerweise nicht so schlimm, doch hatte ich weder eine Adresse noch eine Telefonnummer. Sollte sich meine mangelnde Planung etwa doch rechen? Nein, sollte es nicht, denn Max kam! Ich war so glücklich, dass ich den offensichtlich verdutzten Max erstmal umarmt habe, der nahm mich und eine weiter Fullbrighterin (die leider nicht so viel Glück mit ihrer Fahrgemeinschaft hatte) dann auch gleich mit und lies mich für die nächsten Tage bei sich wohnen.
Gatewayorientation in Miami
Die paar Tage in Miami waren großartig. Zu allererst wegen der Teilnehmer: An dieser Gateway Orientation nahmen 97 Leute aus 50 verschiedenen Ländern teil. Das muss man sich mal vorstellen, so was hatte ich bis dato noch nicht erlebt. So viele Spannende Persönlichkeiten, jeder mit einer Spannenden Historie oder spannenden Forschungsprojekten – und ich mitten drin, und keinem ist was aufgefallen. Ernsthaft, man kann sich da schon vorkommen wie ein kleines Licht. Macht aber nix, ich bevorzuge solche Situationen einfach zu genießen, ob ich’s nun verdient habe oder nicht.
In Miami standen verschiedene Aktivitäten auf dem Programm: Informationsveranstaltungen über das amerikanische Unisystem und die amerikanische Kultur, ein Boottrip durch die Bucht von Miami vorbei an den Villen der „armen und faulen“ [Zitat Kapitän ‚Ed Sparrow’, ein absolutes Original in den besten Jahren], Besuch eines argentinischen all-you-can-eat Steakrestaurants, schwimmen im Meer, Abschlussparty im gemieteten Beachclub... Ein weiteres Highlight waren die Wahlveranstaltungen: Eine ging über die Geschichte der USA, gehalten von einem Professor mit photographischem Gedächtnis, das war unglaublich beeindruckenden.
Noch besser gefiel mir die zweite Vorlesung: Jazz – Americas Classical Music. Wer jetzt an eine dröge Frontalveranstaltung denk – weit gefehlt. Der Prof hatte eine kleine Jazzcombo zusammengestellt und nachdem er ein wenig ins Thema eingeführt hatte spielten sie auch schon das erste Stück. Danach wurde die Struktur analysiert und erklärt, und weiter ging es mit praktischen Beispielen - so stell ich mir Musikunterricht vor. Alles in allem war Miami eine großartige Zeit mit netten Menschen die viel zu schnell verging.
Ankunft in Miami
Als wir dann irgendwann doch aussteigen durften, mussten zunächst an den Grenzbeamten vorbei. Bei mir ging das problemlos, ein andere aus unserer Gruppe hatte es anscheinend mit einem Praktikanten zu tun, der es nicht für nötig hielt, seinen Pass zu stempeln.
Das ließ sich jedoch schnell beheben, ein Fulbrighter aus Pakistan war hingegen, wie er es ungefähr ausdrückte „vier Stunden Gast der Einwanderungsbehörde“ - und das nach ca. 18 Stunden Flug. Aber er sah das total locker, bewundernswert.
Miami hat tropisches Klima. Das heißt es ist dort sehr heiß. Und schwül. Kommt man aus dem klimatisierten Flughafen (oder aus der Uni, dem Hotel, dem Restaurant, ...) der auf gefühlte 15° runtergekühlt ist, trifft einen das fast wie ein Schlag ins Gesicht. Und das ständig. Doch zum einen gewöhnt man sich recht schnell dran, zum anderen hat das auch einen Gesundheitsfördernden Effekt: einer der Fulbrighter bemerkte, man müsse sich das wie bei pasteurisierter Milch vorstellen, da töte das schließlich auch die Keime.
Der Flug
Als ich schließlich am Gate des Transatlantikfluges angekommen war, erlebte ich die erste positive Überraschung: Mit mir waren noch weiter Fulbrigter auf diesem Flug. Drei Deutsche, von denen ich zwei aus Berlin kannte, ein Inder und eine Tschechin. Wäre doch langweilig gewesen, wenn ich mich ordnungsgemäß zehn Tage vor dem Abflug noch mal wie gefordert bei den Organisatoren gemeldet hätte, dann hätte ich das ja gewusst. So blieb die Sache bis zum Schluss spannend, doch Gott sei Dank sollte sich herausstellen, dass man trotz meiner Schlampigkeit mit meiner Ankunft gerechnet hatte.
Der Flug an sich war ganz in Ordnung, obwohl ich erst jemanden aus seinem Sitz verjagen musste (die Maschine war heillos überbucht) und dann meinen hart erkämpften Fensterplatz einem völlig aufgelösten Mädchen mit Flugangst abtrat. Der ging es auch bald wieder besser, ich hatte für die nächsten neun Stunden keine Wand mehr zum anlehnen, dafür jetzt eine vor meinen Füßen. Als ich dann irgendwo über dem Atlantik den Flugzeugmampf so Mutterseelen alleine in mich hineinstopfte fühlte ich mich doch plötzlich sehr Einsam. Dazu noch die Schläfrigkeit nach durchwachter Nacht (und dem Stoppelmarkt in den Knochen) und Helge Schneiders wirre Memoiren – man kann sagen, es ging mir schon besser.
Mir war nicht bewusst, dass Graffiti in Amerika als schlimme Straftat gilt. Einem Pärchen, das ein paar Reihen hinter mir saß anscheinend auch nicht. Nur hatte ich im unterschied zu ihnen nicht die Flugzeugtoiletten voll gemahlt, so blieb es mir erspart, von drei stämmigen, bewaffneten Cops nach der Landung aus der Maschine gezogen zu werden. Nicht erspart blieb mir hingegen, wegen diesen Deppen 20 Minuten länger sitzen zu bleiben.
Sonntag, 16. August 2009
Tag 0
So, den Frankfurter Flughafen habe ich erreicht. War auch gar nicht so schwierig. Mein Sitznachbar von Bremen hierher schien nicht so gerne zu fliegen, ein mittelgroßer Rucke bei der Landung und die beiden Armlehnen waren fest in seinem Besitz.
Okay, eigentlich gibt es noch nix zu berichten, aber ich wollte schon immer mal mit dem Laptop auf dem Knie auf einem großen Flughafen sitzen und beschäftigt wirken. Merkt ja keiner der anderen dass ich hier nur Quatsch mache.
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